Wir sind in Arco angekommen und haben uns auf Platz 64 verbessern können. Das Ziel in Würde zu finishen, haben wir damit erreicht! Auf den letzten 3 Etappen hat mir einfach die Energie und Zeit zum Schreiben gefehlt. Nach der Zieldurchfahrt geht der Stress erst los: Essen, Kaffeegutschein am Sigma-Stand einlösen, Tagesbeutel abholen, Hotel ausfindig machen, Shuttle erforderlich oder nicht, Bikepark suchen und Rad abstellen, ins Hotel fahren, duschen, Pasta-Party, etc… eigentlich will man nur ausruhen. In Kaltern sind wir nach dem Duschen sofort eingeschlafen und hätten beinahe die Pasta-Party verpasst.
Was ist auf den letzten 3 Etappen passiert? Der härteste Tag war für mich der Tag nach der Königsetappe, die 4. Etappe nach Kaltern. Die Luft war etwas raus, es standen nur noch vermeintlich leichte Abschnitte an und es wurde von Tag zu Tag heißer. Kurz vor dem Mendelpass hatten wir einen Platten, nichts besonderes aber wir haben versäumt den Mantel zu untersuchen, was sich am nächsten Tag rächen sollte. Kurz nach dem Start in Kaltern ein Zischen, Mist! Das ganze Feld fährt an uns vorbei, wir fangen an zu flicken bis der Materialwagen hält und uns hilft. Nach 5 min. machen wir uns auf die Verfolgungsjagd, ausgerechnet heute beginnt der Tag mit 30 km flach durch die Obstplantagen des Etschtals. 30 km im Feld mitrollen bei 40 km/h ohne Anstrengung war der Plan. Nur 1 km weiter ruft Achim und wird langsamer, nein, nicht schon wieder! Diesmal schaue ich mir den Mantel an, an der Seite aufgeschlitzt! Wir stehen etwas hilflos am Straßenrand bis die Frau eines Teilnehmers hält und uns mit Mantel und Luftpumpe versorgt. Nach 20 min. starten wir endlich die Etappe und fahren fast eine Stunde mutterseelenallein dem Feld hinterher. Als wir nach 30 km am ersten Berg die Letzten einholen, fühlen wir uns erleichtert. Wenigstens können wir so fast den ganzen Tag überholen und arbeiten uns Platz um Platz nach vorne, was mehr Spaß macht als überholt zu werden. So lernen wir auch das berüchtigte israelische Team Negev kennen, das die rote Laterne hält. Und sehen Teilnehmer beim Mittagessen in einem Café, hier hinten scheint man es lockerer anzugehen. Der Tat endet mit einem Gewitter in Trento und wir werden das einzige Mal nass in 7 Tagen.
Der letzte Abschnitt hat zwar noch einige hochprozentige Steigungen parat, aber wir fahren alles in dem Bewusstsein, dass es das letzte Mal ist. Was für ein Gefühl die letzten Meter zum Pass St. Barbara hochzufahren und zu wissen, dass nur noch einen Abfahrt vor uns liegt. Wir klemmen uns hinter das nach uns platzierte Team, da wir den 66. Platz nicht mehr hergeben wollen und überqueren die Zeitnahme in kurzem Abstand. Achims Reifen hat schon wieder eine Beule, aber das ist jetzt egal. In Arco überqueren wir nach 7 Tagen, 850 km und über 19000 Hm überglücklich die Ziellinie!